Theodosius Schoepffers Gerontologia seu Tractatus de jure senum (1705)
Der vergessene erste Traktat zur ‚Gerontologie‘ im Spannungsfeld der Altersbilder von der Antike über die frühe Neuzeit bis zur Gegenwart
Das Projekt wurde von Juni 2005 - Dezember 2006 im Rahmen des NRW-Förderprogramms "Geisteswisenschaften gestalten Zukunftsperspektiven" gefördert.

Die vor genau 300 Jahren (1705) erschienene, heute jedoch in fast völlige Vergessenheit geratene Schrift eines damals erfolgreichen lateinischen Autors – Theodosius Schoepffer – steht in einer langen literarischen Tradition, in der das komplexe Thema ‚Alter und Altern‘ unter sämtlichen theoretischen und praktischen Gesichtspunkten der einzelnen Disziplinen erörtert und demgemäß auch kontrovers die Stellung der alten Menschen in positivem ebenso wie in negativem Sinne bewertet wurde. Dieser Traktat nimmt in mehrfacher Hinsicht einen herausragenden Rang in der gesamten Geschichte der Gerontologie von der Antike bis zur Gegenwart ein: Schoepffer ist der erste und einzige, der den Schlüsselbegriff gerontologia als Titel eines wissenschaftlichen Werkes wählte. Angesichts des dramatisch zunehmenden demographischen Wandels steht die Erforschung der Alterung und des Alters mit Recht im Zentrum der wissenschaftlichen ebenso wie der politischen Diskussionen der Gegenwart. Dabei herrscht heute allgemein ebenfalls Übereinstimmung darüber, dass eine Rückbesinnung auf ähnliche Prozesse und Erfahrungen alternder Gesellschaften in der Vergangenheit unbedingt notwendig und aufschlussreich ist, um die gewaltigen, alle Bereiche der Lebenspraxis und Kultur umfassenden Aufgaben auch zukünftig bewältigen zu können.
Schoepffers Traktat hat sich als idealer Ausgangspunkt für die Forschung der aus Philologen, Historikern, Rechtshistorikern und Psychologen bestehenden Projektgruppe erwiesen, da in ihm wie in einem Brennpunkt sowohl die tradierten Altersbilder analysiert und zugleich wesentliche Erkenntnisse zur Lösung der aktuellen Probleme gewonnen werden können.
Beteiligte Forscher
Prof. Dr. Marc Laureys, Institut für Griechische und Lateinische Philologie, Romanistik und Altamerikanistik (Mittel- und Neulatein)
Prof. Dr. Winfried Schmitz, Institut für Geschichtswissenschaft (Alte Geschichte)
Prof. Dr. Mathias Schmoeckel, Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte
AOR Dr. Karl August Neuhausen, Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie; Prof. Dr. Georg Rudinger, Psychologisches Institut (alle Universität Bonn); Priv.Doz. Dr. Dr. Daniel Schäfer, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universität zu Köln
Workshop
Als ein erster Bericht aus der Projektarbeit wurde am 19. Juni 2006 an der Universität Bonn ein Workshop zu "Theodosius Schoepffers Gerontologia seu Tractatus de jure senum (1705): Der vergessene erste Traktat zur 'Gerontologie' im Spannungsfeld der Altersbilder von der Antike über die frühe Neuzeit bis zur Gegenwart" durchgeführt.
Workshop-Programm
Abschlußpublikation
Theodosius Schoepffers Gerontologia seu Tractatus de jure senum:
Kulturwissenschaftliche Studien zu einem vergessenen Traktat über das Recht alter Menschen,
hg. von Arnold Becker / Marc Laureys / Karl August Neuhausen / Georg Rudinger
(Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike, Band 5)
Göttingen: Bonn University Press 2011